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Molekularer Erregernachweis direkt am Point-of-Care?

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Molekulare Point-of-Care (PoC)-Tests sind seit der Corona-Pandemie auf dem Vormarsch. Welche Vorteile bringen die Tests und welche Erreger können mithilfe von Testplattformen wie ID NOW nachgewiesen werden? Mit Tipps zur Abrechnung. 

Während der Corona-Pandemie Anfang 2022 wurde die PoC-NAT-Testung (Point-of-Care-Nukleinsäure-Amplifikations-Technik) durch die Coronavirus-Testverordnung mit dem konventionellen PCR-Test gleichgestellt.1 Der Vorteil: Die PoC-NAT-Tests können direkt an der zu testenden Person durchgeführt werden und liefern – unabhängig von einem medizinischen Labor – Ergebnisse auf molekularer Ebene. Die gezielte Nutzung von PoC-Tests wirkt sich u. a. positiv aus auf:

  • die schnelle Eindämmung von Infektionen.
  • die Bewahrung der Sicherheit in Praxen, Kliniken und Ambulanzen.
  • die Optimierung von Prozess- und Personalkosten.
  • die Verbesserung der Versorgung von Patientinnen und Patienten.

PoC-NAT-Tests sind besonders geeignet in Situationen, in denen ein sicheres Testergebnis innerhalb kürzester Zeit benötigt wird. Sie sind dabei sicherer als Antigentests und ein positives Ergebnis bedarf keiner Bestätigung durch einen konventionellen PCR-Test.2,3

PoC-NAT vs. konventionelle PCR: Was ist der Unterschied?

Die PoC-NAT-Technik wird, genau wie die konventionelle PCR, dazu genutzt, DNA oder RNA in einer Probe zu vervielfältigen und so verschiedene Erreger nachweisen zu können. Sie bieten jedoch oftmals, je nach Technik, Vorteile in Bezug auf die Wartezeit bis zum Testergebnis – wie z. B. bei der PoC-NAT-Technik „NEAR“ (Nicking Nicking Enzyme Amplification Reaction). Der DNA-Doppelstrang wird bei der NEAR-Technik mithilfe von Enzymen anstelle von zeitaufwendigen, thermischen Zyklen (wie bei der konventionellen PCR) aufgespalten, und liefert damit schnellere Testergebnisse. Im Gegensatz zur konventionellen PCR kann ein PoC-NAT-Test außerhalb einer Laboreinrichtung durchgeführt werden. Einige Systeme bieten zudem den Vorteil eines geschlossenen Kartuschensystems, wodurch Kontaminationen vermieden werden können. 

Relevanz der PoC-NAT-Tests bei Influenza und akuter Pharyngitis

Die PoC-Diagnostik viraler Erreger wurde durch verschiedene NAT-Verfahren signifikant verbessert.4 In einer Studie von Clark et al. führte der routinemäßige Einsatz eines PoC-NAT-Tests in der Klinik während der Influenzasaison zu einer schnelleren Diagnose und zu einem gezielteren Einsatz der antiviralen Therapie.5 Auch in der Pädiatrischen Praxis werden PoC-Tests bereits angewendet, da der Nachweis von Streptokokken mittels NAT höchst sensitiv ist. Immerhin werden  20–40 % der Pharyngitiden bei Kindern durch Streptokokken der Gruppe A ausgelöst. Die schnelle Diagnose direkt in der Praxis ermöglicht die rasche Einleitung der geeigneten Therapie.4

Ein PoC-NAT-System für mehrere Erreger: Beispiel ID NOW

PoC-NAT-Tests haben eine hohe Spezifizität und können damit verschiedene Erreger präzise nachweisen. Mittlerweile gibt es Testsysteme wie die ID NOW-Testplattform, die folgende Erreger innerhalb von 2–13 Minuten nachweisen kann: 

Je nach Testkit kann das Probenmaterial mittels Abstrichs aus dem vorderen Nasenraum, Nasen-Rachen-Raum und/oder aus dem Rachen gewonnen werden.* Die entsprechenden Tupfer sind im Testkit enthalten.

*Der zu verwendende Probentyp unterscheidet sich je nach Testkit. Influenza A&B: Nasen- oder Nasopharyngeal-Abstrich, SARS-CoV-2: Nasen- oder Nasopharyngeal-Abstrich, STREP A: Rachen-Abstrich, RSV: Nasopharyngeal-Abstrich.

Die Patientenversorgung der Zukunft beginnt am Point-of-Care.

Durch die stetige Weiterentwicklung der Testmöglichkeiten, die einfache Handhabung sowie die Möglichkeit, schnelle und sichere Ergebnisse in Laborqualität zu erhalten, haben PoC-NAT-Tests in Bereichen wie der Intensivmedizin bereits einen hohen Stellenwert erreicht. Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass auch der Einsatz in Ambulanzen und Arztpraxen weiter ausgebaut werden sollte, um Patientinnen und Patienten besser betreuen zu können und die Wartezeit bis zum Therapiebeginn zu verkürzen.6

Fazit: Stellenwert der PoC-NAT steigt

Der PKV-Verband hat die weiterhin hohe Dringlichkeit der gezielten Diagnose von Atemwegsinfektionen am Point-of-Care erkannt und unterstützt im Rahmen einer „Innovations- und Qualitätspartnerschaft“ die Einführung des ID NOW in die ambulante ärztliche Versorgung. Seit dem 23.02.2023 können Privatversicherte die Leistung in Anspruch nehmen.

Hinweise zur GOÄ-Abrechnung für die ID NOW Tests zum Nachweis von SARS-CoV-2, Influenza A&B, Strep A sowie RSV:

GOÄ-Nr.

Leistungstext

Abrechnungsbetrag

A 4781

Verwendung des molekulardiagnostischen Testsystems ID NOW™ zur Aufbereitung und Analyse von Nukleinsäuren, je Test

10,05 €

4783

Amplifikation von Nukleinsäuren oder Nukleinsäurefragmenten mit Polymerasekettenreaktion

33,51 €

Bei einer Verwendung der Testplattform ID NOW und der Abrechnungsziffer A 4781 kann ein zusätzlicher Abrechnungsbetrag von 10,05 € geltend gemacht werden, sowohl für den Nachweis von SARS-CoV-2, Influenza A&B, Strep A sowie RSV.

Quellen

  1. Erste Verordnung zur Änderung der Coronavirus-Testverordnung. Bundesministerium für Gesundheit, 11.02.2022, https://www.bundesanzeiger.de/pub/publication/aTAJMAnFbAMW0fJZHfr/content/aTAJMAnFbAMW0fJZHfr/BAnz%20AT%2011.02.2022%20V1.pdf?inline (abgerufen am 01.02.2023). Fragen und Antworten zu COVID-19 Tests. Bundesministerium für Gesundheit, 
  2. Fragen und Antworten zu COVID-19 Tests. Bundesministerium für Gesundheit, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus/nationale-teststrategie/faq-covid-19-tests.html (abgerufen am 01.02.2023).
  3. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, 16.01.2023, https://www.infektionsschutz.de/mediathek/fragen-antworten/tx_sschfaqtool_pi1%5Baction%5D=list&tx_sschfaqtool_pi1%5Bcontroller%5D=FAQ&tx_sschfaqtool_pi1%5Bfaq%5D=5257&cHash=03f32224d622da62bb2a5be29ab77393 (abgerufen am 01.02.2023).
  4. Wolf Z. Point-of-Care-Tests bei Infektionserkrankungen: Welcher Test wann? Trillium Diagnostik, 01.03.2021, https://www.trillium.de/zeitschriften/trillium-diagnostik-ausgaben-2021/td-heft-3/2021-liquid-biopsy-in-der-onkologie/virologie/point-of-care-tests-bei-infektionserkrankungen-welcher-test-wann.html (abgerufen am 02.02.2023).
  5. Clark TW et al. Clinical impact of a routine, molecular, point-of-care, test-and-treat strategy for influenza in adults admitted to hospital (FluPOC): a multicentre, open-label, randomised controlled trial. Lancet Respir Med. 2021;9(4):419-429.
  6. Medica. Frühere Behandlung dank Point-of-Care-Diagnostik – nicht nur im Notfall. 01.06.2021, https://www.medica.de/de/Media_News/Erlebniswelten/MED_TECH_DEVICES/Intensiv_und_Notfallmedizin/Notfallmedizin/Fr%C3%BChere_Behandlung_dank_Point-of-Care-Diagnostik_%E2%80%93_nicht_nur_im_Notfall (abgerufen am 14.02.2023).

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